Unternehmer zu Gast bei den Sozialwissenschaftskursen

Reportage - Reportage vom 02.03.2015

Was mache ich mal nach der Schule? Möchte ich mich selbstständig machen? Wie gründe und leite ich ein Unternehmen überhaupt? Im Rahmen eines Projektes, welches von Matthias Heinrich Morales organisiert wurde, beantworteten Stefan Thielen, Geschäftsführer der gewa Gebäudedienste aus Oberhausen und Susanne Eschke, Geschäftsführerin der eschke Medienberatung GmbH alle Fragen rund um die Gründung und Erhaltung eines Unternehmens, als sie die Sozialwissenschaftskurse der Q2 des Gymnasiums im Gustav-Heinemann-Schulzentrum besuchten.

Beiden Unternehmern liegt viel daran, Schüler und Schülerinnen über die Unternehmensgründung aufzuklären und ihnen bei der Entscheidung zu helfen, was man nach der Schule machen möchte.

Nicht jeder weiß sofort, ob er studiert oder eine Ausbildung macht. Ähnlich ging es Stefan Thielen, der durch Zufall nach seinem BWL-Studium in die Firma seines Vaters rutschte und diese heute erfolgreich zusammen mit seinem Bruder leitet. Auch Susanne Eschkes Internetagentur war nicht geplant. Sie arbeitete als Röntgenassistentin in einer Klinik, bevor sie ihr eigenes Unternehmen gründete.

Doch wo genau liegen die wesentlichen Unterschiede, wenn man als Angestellter oder als Chef arbeitet. Schulleiter Bernd Saalfeld erkennt sofort richtig: „Im Gegensatz zu einem Lehrer muss ein Unternehmer sich um seine Mitarbeiter und seine eigene Existenz kümmern.“ Dies zeigt, dass ein eigenes Unternehmen nicht nur gute Zeiten mit sich bringt. „Es gab Phasen, in denen das Unternehmen von den Banken abhängig war. Diese Zeit möchte ich nicht noch einmal erleben“, so Thielen. Und auch Susanne Eschke erklärt, dass es immer mal einen Punnkt gibt, in dem man kurz davor ist, alles aufzugeben, was man sich aufgebaut hat. Grund dafür war die Überarbeitung. „Ich habe erst einmal Stunden gekürzt. Das war das Wichtigste. Es geht darum, das abzugeben, was man nicht gerne macht. Dafür hat man Mitarbeiter.“ Bei dem Thema Mitarbeiter waren die Schülerinnen, die sich mit Susanne Eschke unterhielten, besonders interessiert. Wie ist das Verhältnis zu den Mitarbeitern und auf welcher Basis geht man miteinander um? Susanne Eschke hat zehn feste Angestellte und 28 freie Mitarbeiter. Sie erklärt: „Wir sind alle beim 'Du'. Die meisten, die bei mir arbeiten, kannte ich vorher schon privat, z.B. aus dem Fitness-Studio. Allerdings muss man Berufliches und Privates trennen.“ Sie vertraut ihren Mitarbeitern voll und ganz. Das einzige, worauf sie immer einen Blick hat, ist das Budget. „Man sollte immer wissen, wie viel Budget vorhanden ist und wie viele Aufträge man in der Woche hat. Ansonsten sind Vertrauen und Freiraum sehr wichtig.“

Ganz so leicht ist es in der Firma von Stefan Thielen nicht. Denn im Gegensatz zu Susanne Eschkes Agentur beschäftigt er 2400 Mitarbeiter. Die Schüler sind interessiert. Kennt man in einem so großem Unternehmen jeden? „Damit man sich besser kennen lernt, machen wir regelmäßige Ausflüge, wie zum Beispiel Kanu fahren. Ansonsten ist der Kaffeeautomat die Kommunikationsquelle in der Firma.“, erzählt er mit einem Schmunzeln. Thielen erklärt den Schülern, dass er eine 60-Stunden-Woche hat und selbst der Urlaub nicht ganz vom Arbeitsalltag verschont bleibt. „Im Urlaub lese ich meistens fachbezogene Zeitschriften.“ Doch wie genau sieht sein Alltag aus? Hat er überhaupt Freizeit? „Mein Arbeitstag fängt um 8 Uhr morgens an. Die Gedanken und Ideen, die ich den ganzen Tag über habe, schreibe ich auf. Außerdem müssen natürlich Termine abgearbeitet werden. Diese sollten jedoch sinnvoll gelegt sein. Man muss am Tag die Dinge erledigen, die eínen weiter bringen.“

Wie sieht es denn mit dem Mindestlohn aus? Ein Thema, welches sowohl Schülerinnen und Schüler interessiert. Beide Unternehmer sind sich einig. Unter dem Mindestlohn darf nicht gearbeitet werden. In beiden Unternehmen verdienen die Mitarbeiter über dem Mindestlohn. „Im Bereich Lohn werden wir auch überprüft. Es muss noch nicht einmal ein Verdacht vorliegen“, erklärt Thielen den Schülern.

Der ein oder andere schien interessiert an dem Plan, ein Unternhemen zu gründen. Doch welche Kriterien sollte man erfüllen, um eine erfolgreiche Firma aufrecht erhalten zu können? An beiden Beispielen kann man erkennen, dass man nicht sofort nach der Schule Unternehmnsgründer werden kann. Man sollte zuerst etwas studieren oder eine Lehre machen.

Susanne Eschke ist ihrer Neugier gefolgt. Damals war das Internet noch Neuland, nicht nur für sie. Dadurch wuchs ihr Interesse und sie gründete ihre Medienberatung. Stefan Thielen gibt den Tipp, dass man sich über das Geschäftsmodell klar sein soll und vor allem auch über die finanzielle Lage, denn ein Unternehmen muss finanziert werden.

Insgesamt waren sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch beide Unternehmer von dem Projekt und dem Besuch in der Schule begeistert. „Es ist eine schöne Erfahrung und es ist sehr interessant mit Schülern darüber zu reden“, so Thielen. Auch Susanne Eschke ist begeistert: „Ich achte immer auf die Mimik und sehe wie interessiert die Schülerinnen sind.“ Von Seiten der Schüler und Schülerinnen war dieses Projekt sehr interessant und hilfreich, um etwas über ein Unternehmen zu erfahren. Und vielleicht überlegt sich der ein oder andere ja doch noch, sein eigenes Geschäftsmodell umzusetzen. Carolin Hasselkamp

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